IQ Digitale Souveränität
Digitale Souveränität ist in der heutigen ultra-vernetzten und technologisierten Welt relevanter denn je. Wie lässt sie sich in Designprozesse einbinden?
Fragestellung
Wie lässt sich das Thema „Digitale Souveränität“ in Designprozessen präsenter machen und wie können Designende und andere Stakeholder im Designprozess dabei unterstützt werden, diese Thematik in ihre Designprozesse einzubinden?
Diese Fragen beschäftigten mich im vorliegenden Projekt. Mein Ziel war, einen Leitfaden für Designende zu erarbeiten, der bei diesen Aspekten unterstützt.
Ein Vortrag des Werbedesigners Christian Mommertz inspirierte mich dazu, diese Aufgabenstellung aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. „Mut zur Lücke“ war der Titel dieses Vortrags und so beschloss ich, keine Antworten zu liefern, sondern die richtigen Fragen zu stellen, die Designenden ermöglichen, eigene Antworten zu finden und Lösungen zu entwickeln, die auf ihr jeweiliges Projekt zugeschnitten sind.
Theoretische Grundlagen
Aspekte digitaler Souveränität
Das „DQ Institute“ für digitale Intelligenz definiert in einem Whitepaper (vgl. DQ Institute, 2017) sieben Aspekte digitaler Souveränität:
Identität
Die Möglichkeit, eine gesunde Identität aufzubauen und sie online wie offline mit Integrität zu verwalten.
Bildschirmzeit
Die Möglichkeit, selbstkontrolliert die Bildschirmzeit, Multitasking und Teilhabe in sozialen Medien verwalten.
Cybermobbing
Die Möglichkeit, Cybermobbing zu bemerken und angemessen damit umzugehen.
Privatsphäre
Die Möglichkeit, persönliche Daten diskret zu behandeln und die Privatsphäre zu schützen.
Kritisches Denken
Die Möglichkeit, zwischen richtigen und falschen Informationen, guten und schädlichen Inhalten zu unterscheiden.
Digitale Fußabdrücke
Die Möglichkeit, die Natur digitaler Fußabdrücke und deren reale Konsequenzen zu verstehen und verantwortungsvoll damit umzugehen.
Digitale Empathie
Die Möglichkeit, online Empathie gegenüber den eigenen Bedürfnissen und Gefühlen sowie denen Anderer zu zeigen.
Richtig Fragen stellen
Fragen regen Menschen dazu an, ihre eigenen Theorien zu hinterfragen und andere Perspektiven einzunehmen (Salmon & Barrera, 2021). Die Basis für die Fragen im vorliegenden Projekt bildet die Typologie der Fragen nach Ritchhart (2015). Sie beschreibt die folgenden Kategorien:
Wiederholend
Fragen, die dem Abrufen von vorhandenem Wissen und Informationen, wie Terminologie, Prozessen, Inhalten, Ereignissen und Kontext, dienen
Prozedural
Organisationsbezogene Fragen, die die Arbeitsweise beschreiben und anleiten, Unklares klarstellen oder die Vervollständigung einer Aufgabe überprüfen.
Generativ
Authentische, grundlegende Fragen, die dazu anregen, ein Thema zu erkunden und deren Antwort der oder die Fragende womöglich selbst nicht kennt.
Konstruktiv
Fragen, die vorhandenes Wissen erweitern, interpretieren und verknüpfen, sich auf große Ideen und zentrale Konzepte fokussieren.
Unterstützend
Fragen, die dazu anregen, selbst über ein Thema nachzudenken, die nach Gründen, Beweisen, Erklärungen verlangen und Diskussionen anstoßen und dabei neue Ideen generieren.
Für die gegebene Aufgabenstellung sind dabei generative, konstruktive und unterstützende Fragen besonders geeignet.
Ergebnis
Das Framework „IQ Digitale Souveränität“ bietet eine interaktive Plattform, auf der inspirierende Fragestellungen während des Designprozesses gesucht und erkundet werden können.
Durch die besondere Rolle im Rahmen dieses Themas ist es zudem möglich, selbst zu entscheiden wieviel digitale Unterstützung man dabei nutzen möchte. Ein gelebtes Beispiel digitaler Souveränität.

Nach Abschluss des Projekts – oder auch schon währenddessen – können die gewonnenen Erkenntnisse, in Form neuer inspirierender Fragen, oder auch noch offen gebliebende Fragen zurück an die Community gegeben werden.

Neugierig geworden?
Probieren Sie es selbst aus: Link zum Design-Prototyp.
Quellen
- DQ Institute (2017). White Paper: Digital Intelligence (DQ) – A Conceptual Framework & Methodology for Teaching and Measuring Digital Citizenship.
- Salmon, A. K. & Barrera, M. X. (2021). Intentional questioning to promote thinking and learning. Thinking Skills and Creativity, Vol. 40. Elsevier. DOI.
- Ritchhart, R. (2015). Creating cultures of thinking – The 8 forces we must master to truly transform our schools. San Francisco. Jossey-Bass.