Alice schafft einen geschützten und einfachen ersten Kontakt zur Informatik für Mädchen, mit Büchern zum Vorlesen und einem Interaktiven Lernroboter.
Ein Bachelorprojekt von Lauritz Kramberger
7. Semester, 2020
Betreut durch Prof. Claudius Coenen, Prof. Andrea Krajewski und Dieter Stasch
Interactive Media Design
Durch die Digitalisierung wird das Verständnis von Technologien zunehmend essenziell. Um in Zukunft ein mündiger Bürger zu sein, muss eine Kontrolle über die Technik erlangt werden. Umso bedenklicher ist daher die Frauenquote in den technischen Berufen und der informatischen Bildung.
Immer weniger Frauen trauen sich das Informatikstudium zu, und immer mehr brechen es ab. Grund dafür sind die bestehenden stereotypen und fehlenden Rollenbilder für Frauen in der Informatik. Daraus resultiert, dass Frauen nur 17 % der Informatikstudenten ausmachen und das Studium zu 60 % wieder abbrechen.
Problemstellung
Dieses Problem beginnt jedoch nicht erst im Studium. Bereits im frühen Kindesalter verlieren Mädchen das Selbstbewusstsein für Informatik und fangen mit der Selbstzensur ihrer bestehenden Begabungen und Interessen an. Diese Entwicklung kann bereits mit 8 Jahren beginnen.
Durch den bestehenden Ruf von Informatik als Männerdomäne sowie den mit der Informatik verbundenen Stereotypen fällt es Mädchen schwer, den Bereich mit ihrem eigenen Geschlechtsbild zu vereinbaren.
Hinzu kommt das der bestehende Informatikunterricht an Schulen auf Jungen ausgelegt ist und den Mädchen keinen konfliktfreien Safe-Space gibt, um neues auszuprobieren.
Zielgruppe
Alice richtet sich daher an Mädchen zwischen 8 und 12 Jahren und deren Eltern. Denn die Eltern sind sich der Wichtigkeit der informatischen Bildung nicht bewusst, zumal sie ebenfalls von den negativen Vorurteilen über Informatik betroffen sind.
Sie können daher noch keine Vorbildfunktion für eine informatische Bildung des Kindes erfüllen und müssen ebenfalls erreicht werden.
Konzept
Das System Alice ist eine Kombination aus einer Reihe von illustrierten Kurzgeschichten und einem interaktiven Rätselspiel rund um einen kleinen Roboter. Die Bücher bieten im Rahmen des Vorlesens eine geschützte Umgebung für den ersten Kontakt zur Informatik.
Die Bücher erzählen die Geschichte des namensgebenden Mädchen Alice und ihrer Roboterkatze Lua. Alice ist sehr neugierig und will von allem verstehen, wie es funktioniert. Warum lernen wir rechnen, wenn es Taschenrechner gibt und woher weiß ein Wecker wann er klingeln muss? Sie soll durch ihren mutigen Charakter als eine Projektionsfläche für die Kinder dazu ermutigen, neues auszuprobieren.
Erweitert werden die Geschichten durch den Roboter Lua. Er bietet ein greifbares Lernmedium der in den Büchern aufgezeigten Konzepte und verbindet die Inhalte der Bücher mit der Realität. Er tritt freundlich als Helfer auf, um den Kindern den Kontakt zu erleichtern.
Durch die Abwesenheit von Displayinteraktionen und Internet kann er zudem viele der negativen Vorurteile der Eltern umgehen.
Um in den Geschichten fortzuschreiten, müssen regelmäßig Rätsel gelößt werden. Dafür muss Lua über ein Spielfeld navigiert werden. Dafür werden Anweisungen in Form von Spielkarten mit einem Scanner eingescannt und auf Bausteinen gespeichert. Die Lösung muss daher im Voraus gut durchdacht und geplant werden. So können die Kinder die grundsätzlichen informatischen Konzepte des algorithmischen Denkens lernen und verinnerlichen.
Die Technik im Inneren von Lua ist durch das Abnehmen des Rucksacks einfach zu erreichen und lädt durch eine klare Beschriftung der Teile dazu ein, die Komponenten zu verstehen. Die Teile im Inneren können durch einen speziellen magnetischen Stecker einfach ein- und ausgebaut werden, um Funktionen zu verändern und Rätsel zu lösen.
So lernen die Kinder die Blackbox Technik zu hinterfragen, wodurch sie das nötige Verständnis von Technologie erlangen können um die Möglichkeiten und Anwendungszwecke von Technik besser einzuschätzen.
Die Geschichten befassen sich thematisch mit den großen Frauen in der Informatik. Damit soll sowohl den Kindern die fehlenden Rollenbilder als auch den Eltern eine neue Perspektive auf die Informatik gegeben werden. Wenn die Eltern motiviert werden, sich für die Bildung ihrer Kinder einzusetzen, gibt das den Kindern den nötigen Rückhalt.
Alice versucht so Mädchen das nötige Selbstbewusstsein für eine Karriere in der Informatik zu geben, um die selbststabilisierenden Probleme zu bekämpfen und für mehr Gleichheit der Geschlechter zu Sorgen.