„Gemeinsam gestalten wir die Demokratie neu“
Ein Studienprojekt von Amy Sutcliffe
4. Semester, 2024
Betreuende Dozenten: Prof. Tsunemitsu Tanaka, Sarah Antes und Romina Marsico
Interactive Media Design
Von Kunst zu Gemeinschaft
Für ein erfolgreiches Miteinander ist die Anerkennung und das Bemühen, unsere Unterschiede zu verstehen, entscheidend. Dabei sollte der Individualismus nicht vernachlässigt werden. Stattdessen sollten wir die Unterschiede und die Individualität nutzen, um fundiertere, gemeinschaftliche Entscheidungen zu treffen, nämlich demokratisch.Empathie spielt hierbei eine entscheidende Rolle. der Begriff „Empathie“ wurde im 19. Jahrhundert von Ästhetikern eingeführt, nachdem er 1909 von dem Psychologen Edward Titchener geprägt wurde. Sie benutzten das deutsche Wort „Einfühlung“, um das emotionale „Kennen“ eines Kunstwerks von innen heraus zu beschreiben, indem sie eine emotionale Resonanz mit dem Kunstwerk empfinden. Die Empathie begann also mit Kunstwerken
Ein wesentliches Merkmal der Empathie ist ihre Fähigkeit, Menschen zu verbinden doch evolutionär gesehen tritt affektive Empathie am ehesten innerhalb des eigenen „Stammes“ auf. Kognitive Empathie ist notwendig, wenn aufgrund von rassischen, ethnischen oder religiösen Unterschieden ein Mangel an emotionaler Empathie besteht. Kunstwerke bieten einen indirekten Weg sich schwierigen Themen und den persönlichen Erfahrungen anderer zu nähern und alternative Perspektiven zu berücksichtigen. Obwohl Kunstwerke an sich nicht automatisch ein einfaches Mittel zur Förderung des Miteinanders und des Respekts vor dem Anderen darstellen, bieten sie doch Plattformen für Reflexion, kreative Interaktionen und interkulturellen Dialog.
Idee und Zielsetzung
Bei diesem Projekt wurde untersucht, wie interaktive Kunstinstallationen als Mittel eingesetzt werden können, um die Ansichten der Menschen zu hinterfragen, den freien und offenen öffentlichen Dialog zu fördern, Empathie zu kultivieren und demokratische Ideale zu unterstützen. „Die Stimme der Demokratie“ ist eine innovative, interaktive Kunstinstallation, die darauf abzielt, den demokratischen Diskurs in urbanen Räumen zu revitalisieren und die Kluft zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zu überbrücken.
Vielfalt erleben
Die Kunstinstallation richtet sich an eine vielfältige und breite Nutzergruppe, die Menschen unterschiedlicher Hintergründe und Altersgruppen umfasst, da bewusst die Initiative ergriffen wurde, die Kunstinstallation in einem offenen Raum im Zentrum von Städten zu platzieren, um allen Arten von Menschen die Möglichkeit des Meinungsaustauschs zu bieten und die Installation für eine große Vielfalt von Perspektiven und Gedanken zu öffnen. Zu den Hauptnutzern gehören Bürgerinnen und Bürger aus verschiedenen ethnischen, sozialen und kulturellen Hintergründen. Jeder Einzelne bringt eine einzigartige Perspektive mit, die zur Bereicherung der demokratischen Diskussion beiträgt. Politisch interessierte und engagierte Personen finden in der Installation eine innovative Möglichkeit, ihre Anliegen zu äußern und mit einer breiteren Öffentlichkeit zu teilen.
Jede Meinung zählt
„Die Stimme der Demokratie“ ist eine interaktive Kunstinstallation, die eine partizipatorische Plattform bietet, um Meinungen zu vorbestimmte kommunalpolitische Themen anonym einzubringen. Teilnehmer können ihre Beiträge zu dem vorbestimmten kommunalpolitischen Tagesthema entweder über eine Web-App durch Scannen eines QR-Codes oder direkt über Smart-Badges abgeben. Bei den Smart-Badges halten die Teilnehmer den Knopf gedrückt, um ihre Gedanken per Sprachaufnahme einzubringen. Die Smart-Badges erfassen die Beiträge und übermitteln sie zur weiteren Verarbeitung.
Licht und Laut
Die gesammelten Beiträge werden in Echtzeit auf Gebäude projiziert im Herzen der Stadt, ähnlich den Kunstwerken von Jenny Holzer*. Diese Projektionen dienen als zentrale Darstellungsform der gesammelten Meinungen und Perspektiven und fördern den Diskurs und die Interaktion zwischen den Teilnehmern. Für die Installation ist es entscheidend, auditive Reize einzubeziehen. Daher wird jede Aussage durch eine synthetische Stimme hörbar gemacht, die durch strategisch platzierte Lautsprecher verstärkt wird. Diese Lautsprecher sind so gestaltet, dass sie unauffällig sind und nicht auffallen. Dieser Ansatz stellt sicher, dass die Teilnehmer sich nahtlos auf den gesprochenen Inhalt einlassen können, was die immersive Erfahrung der Installation verstärkt und gleichzeitig eine unaufdringliche Atmosphäre schafft.
Grün, Orange, Diskurs
Ein zentraler Aspekt ist der Matching-Prozess der Smart-Badges: Wenn ein Beitrag auf der Projektionsfläche läuft und ein Teilnehmer sich damit identifizieren kann, drückt er den „Anknüpfen“-Knopf auf seinem Badge. Dieses Drücken wird registriert und als Signal für eine Übereinstimmung interpretiert. Das Badge zeigt dann ein grünes „=“-Symbol an und vibriert leicht, um die Bestätigung der Übereinstimmung zu signalisieren. Wenn ein Teilnehmer in der Nähe von anderen ist, die ähnliche Beiträge angeknüpft haben, zeigt das Badge ein orangefarbenes „≠“-Symbol an, um eine Unübereinstimmung zu signalisieren. Dies soll die Teilnehmer ermutigen, sich mit unterschiedlichen Perspektiven auseinanderzusetzen und den Diskurs zu bereichern.
Die Installation zielt darauf ab, das Bewusstsein für lokale politische Themen zu schärfen, die demokratische Teilhabe zu stärken und die Gemeinschaft durch informierte Diskussionen zu fördern. Sie bietet eine offene Plattform für vielfältige Standpunkte und Diskussionen, um Verständnis, Meinungserweiterung und interkulturellen Austausch zu fördern.
*Jenny Holzer: https://projects.jennyholzer.com/