Die Ideenstation bietet Bürgern die Möglichkeit, ihre Ideen und Meinungen zu bestimmten Orten einzubringen, um Einfluss auf die Stadtgestaltung zu haben.
Ein Studienprojekt von Nico Schulz
4. Semester, 2024
Vielen Dank an unsere Referenten und Coaches Sarah Antes, Romina Marsico, Prof. Tsunemitsu Tanaka und Dieter Stasch.
Interactive Media Design
Semesterthema
Im Sommersemester 2024 widmeten wir uns im Studiengang Interactive Media Design an der Hochschule Darmstadt dem Thema „Schaffen wir ein neues Miteinander“. Diese Thematik wurde im Kontext der Ernennung der Region Frankfurt-Rhein-Main zur World Design Capital 2026 durch die World Design Organization (WDO) untersucht. Der Leitsatz „Gestalten wir, wie wir leben wollen!“ und der Slogan „Design for Democracy. Atmospheres for a better life“ inspirierten uns, Projekte zu entwickeln, die das städtische Leben verbessern und demokratische Prozesse fördern sollen.
Projektthema
Partizipation ist das Fundament unserer Gesellschaft und Demokratie. Sie ermöglicht den Bürgern, aktiv an Entscheidungsprozessen teilzunehmen und ihre Bedürfnisse sowie Meinungen zu äußern. Insbesondere in der Stadtentwicklung ist die Bürgerbeteiligung von entscheidender Bedeutung. Durch partizipative Ansätze können Städte sicherstellen, dass neue Projekte den Wünschen der Bürger entsprechen und öffentliche Räume lebendiger und attraktiver gestaltet werden.
Hintergrund
Die zunehmende Digitalisierung verlagert Bürgerbeteiligung immer häufiger in den Online-Bereich. Diese Entwicklung birgt das Risiko einer Entfremdung von der städtischen Atmosphäre und erschwert vielen Bürgern den transparenten Zugang zu Beteiligungsprozessen. Oftmals wissen Bürger nicht, dass sie aktiv an der Gestaltung ihres Lebensumfelds mitwirken können. Diese Unkenntnis verhindert, dass wertvolle Ideen und Vorschläge eingebracht werden, die für eine erfolgreiche und bedarfsgerechte Stadtentwicklung entscheidend sind.
Aktuelle Online-Plattformen für Bürgerbeteiligung sind häufig intransparent und umständlich zu nutzen. Der Zugang erfordert oft den Umweg über mehrere Webseiten und Unterseiten, was die Mitwirkung erschwert und viele Bürger davon abhält, sich zu beteiligen. Es fehlt an einer einfachen und direkten Möglichkeit, Ideen und Meinungen zu äußern, die für die Gestaltung des öffentlichen Raums essenziell sind.
Idee
Um die Bürgerbeteiligung direkter und greifbarer zu gestalten, habe ich im Rahmen meines Semesterprojketes ein interaktives Medium gestaltet, welches als physische Schnittstelle der Bürgerbeteiligung zwischen den Bürgern und den Stadträten fungiert. Dabei stellte ich mir die zentrale Projektfrage: „Können Dinge in einer Stadt die Transparenz und Zugänglichkeit von Bürgerbeteiligung fördern, um die Bürger dazu anzuregen, sich an der Stadtentwicklung zu beteiligen?“
Das Ziel meines Projekts ist es, ein Produktsystem zu entwickeln, das an öffentlichen Orten installiert wird, um die Bürgerbeteiligung transparenter und leichter zugänglich zu machen. Dieses System soll die Bürger dazu anregen, eigene Ideen und Meinungen zu ihrer Umgebung zu äußern und sich aktiv an der Stadtentwicklung zu beteiligen.
Die Ideenstation
Das Produktsystem zur Förderung der Bürgerbeteiligung vereinfacht die Äußerung und Sichtbarkeit von Ideen durch drei Hauptkomponenten: den Automaten, die Ideenbirne und den Drehring. Es ermöglicht Bürgern, ihre Ideen und Meinungen zur Stadtentwicklung direkt an einem Ort einzubringen und sich von den Vorschlägen anderer inspirieren zu lassen.
Automat
Bürger beginnen den Prozess am Automaten, wo sie sich durch ihren Pass legitimieren. Diese Legitimation ermöglicht es, wichtige Daten wie Name und Adresse auf der ausgegebenen Ideenbirne zu speichern, was Schutz vor Missbrauch bietet und eine spätere Kontaktaufnahme durch den Stadtrat ermöglicht. Der Automat ist aus Holz gefertigt und mit warmem Licht versehen, um eine einladende Atmosphäre zu schaffen. An der Fassade befinden sich Displays mit abstrakten, KI-generierten Bildern zur Inspiration. Der Automat gibt nach der Legitimation automatisch eine Ideenbirne aus.
Ideenbirne
Mit der erhaltenen Ideenbirne können Bürger ihre Vorschläge und Meinungen einsprechen. Die Ideenbirne hat die Form einer Glühbirne, symbolisch für neue Ideen, und ihre Silhouette erinnert an ein Mikrofon, um die Benutzerfreundlichkeit zu unterstützen. Durch Drücken des Record-Buttons am Sockel der Birne wird eine einminütige Aufnahme gestartet. Das Fortschreiten der Aufnahme wird durch ein sich füllendes Lichtsignal in der Glühbirne visualisiert, und nach Ablauf der Minute endet die Aufnahme mit einem Signalton und wird drahtlos an die Stadträte übermittelt.
Drehring
Anschließend können Bürger ihre Ideenbirne in eine der Fassungen des Drehrings einsetzen. Der Drehring, inspiriert von einem Pin-Board, verwendet statt Zetteln Ideenbirnen. Er besteht aus einem inneren statischen Kreis und einem äußeren drehbaren Ring. Wenn der äußere Ring gedreht wird, wird die unterste Ideenbirne aktiviert und deren Inhalt wiedergegeben. Dies geschieht auditiv und visuell, indem ein KI-generiertes Bild die Idee darstellt. Diese Komponente ermöglicht es den Nutzern, die Ideen anderer Bürger zu hören und zu sehen, was den Austausch und das Verständnis verschiedener Perspektiven fördert.