KALM ist eine Anwendung für Autofahrende und Einsatzkräfte, welche frühzeitig warnt, wenn sich ein Einsatzwagen nähert und somit Stress vermeidet.
Ein Studienprojekt von Lisa Jochem, Phuong "Kitty" Quach, Ann-Kathrin Tissen und Maximilian Weber
3. Semester, 2020
Betreuende Dozenten: Sarah Antes, Katharina Bähr, Prof. Claudius Coenen, Martin Haas, Sebastian Haase, Prof. Tsunemitsu Tanaka und Tomas Zebis
Interactive Media Design
Das Problem
Rettungsgassen auf unseren Bundesstraßen und Autobahnen stellen immer wieder ein Problem dar. Begegnen sich Autofahrende und Rettungskräfte im Straßenverkehr, insbesondere in Stausituationen, treten sie oft in einen Konflikt miteinander. Die Ursache hierfür ist auf der Seite der Einsatzkräfte, dass diese möglichst schnell an ihren Einsatzort kommen wollen um verletzten Personen zu helfen. In bis zu 80% wird ihnen die Rettung allerdings auf Grund fehlender oder zu spät gebildeter Rettungsgassen erschwert, was in großem Stress resultiert. Grund hierfür ist, dass viele Autofahrer:innen nicht wissen, wie eine Rettungsgasse richtig gebildet wird und, dass sie diese auch dann schon bilden müssen, wenn der Verkehr ins Stocken gerät. Und nicht erst dann, wenn man das Martinshorn oder Blaulicht wahrnimmt.
Aber auch die Seite der Autofahrenden darf nicht außer Acht gelassen werden. Sie sind in solchen Situationen oft stark gestresst, da es Zeit kostet, im Stau festzustecken, sie keinerlei Kontrolle über die Situation und oft wichtige Anschlusstermine haben.
Das Problem
Durch diese unterschiedlichen Motivationen kommt es oft zu Konflikten. Ein weiteres Problem sind die mangelhaften Interaktionsmöglichkeiten. Im Verkehr kann man nicht miteinander reden, man kann schlecht Blickkontakt halten und die momentanen Interaktionsmöglichkeiten wie Blinker und Lichthupe sind ungenau und können leicht missinterpretiert werden.
All dies kann zu großem Unmut bei den Beteiligten führen. Außerdem befindet man sich im Auto in einem abgeschottetem, anonymen Raum, was die Hemmschwelle für Missmut und Aggression anderen Verkehrsteilnehmenden gegenüber senkt.
Diesen Konflikt möchten wir auflösen und durch eine empathische und nachsichtige Interaktion ersetzen. Aus diesem Grund haben wir KALM entwickelt.
Das ist KALM
Unser Ziel ist es, Rettungskräfte dabei zu unterstützen, schnellstmöglich zu ihrem Ziel zu kommen und Autofahrenden ein stressfreies, entspanntes Bilden einer Rettungsgasse zu ermöglichen. Insgesamt möchten wir also den fehlerhaften Prozess der Interaktion berichtigen, indem wir Stress, Hektik und Missverständnisse bei und zwischen den Entitäten vermeiden wollen.
Dabei zeigt KALM stets Empathie für beide Seiten, denn Personen, die sich verstanden fühlen, sind eher bereit, auch etwas für Andere zu tun. KALM ist dabei ein interaktiver Helfer und Mediator in Stresssituationen, in welchen sich Einsatzkräfte und Autofahrende begegnen. Es warnt Autofahrende, noch bevor diese andere Warnzeichen wie Blaulicht oder das Martinshorn wahrnehmen können. Die Warnung wird dabei zunächst ein angenehmes akustisches Signal eingeleitet. Das Lenkrad beginnt, sanft zu pulsieren. Ist das Auto mit Ambient Light ausgestattet, pulsiert dieses in blauer Farbe im gleichen Takt wie das Lenkrad.
Das ist KALM
Ist die Aufmerksamkeit der Nutzenden geweckt, erhalten diese, um das anonyme Mindset im eigenen Auto aufzubrechen, eine persönliche, voraufgezeichnete Nachricht der Rettungskraft. Danach übernimmt wieder das System die Situation, indem es den Nutzenden kurz und knapp weitere Informationen bereitstellt. Das kann beispielsweise die voraussichtliche Dauer sein, bis der Einsatzwagen am Auto vorbei fährt. KALM hilft den Autofahrenden so, die Situation zu überblicken.
Außerdem unterstützt es die Fahrenden dabei, ihre oder seine Pläne anpassen zu können, in dem beispielsweise Personen, welche auf die Fahrenden warten, telefonisch erreicht werden können. Das senkt das Stresslevel der Betroffenen enorm, da sie einerseits wieder mehr Kontrolle über die Situation erlangen und andererseits durch klare Interaktion sehr viel besser über die Umstände informiert sind. Auch Rettungskräfte sind deutlich weniger gestresst, da sie ohne Zeitverlust am Einsatzort ankommen.
Die Technik hinter KALM
Nachdem die Leitstelle einen Notfall erhalten hat, informiert sie Einsatzwagenfahrende, die sich in der Nähe befinden. Parallel dazu werden Daten an eine API der Firma Rescuetrack gesendet, die dem Einsatzwagen eine entsprechende Route zukommen lassen. Sobald die Einsatzwagenfahrenden die Route erhalten, aktiviert sich, zusammen mit dem Blaulicht, unser System, sodass sie keine Zeit verlieren.
Der Sender im Einsatzwagen besteht aus einem Raspberry Pi 4, der mit einem GPS Modul + Keramikantenne und einem 2.4gHz Funkmodul ausgestattet ist. Außerdem ist der Pi noch mit einer Status LED sowie einem Knopf verkabelt. Sobald das System aktiviert ist, werden Teile der Route und eine Einsatz-Id als JSON per Funk gesendet.
Die Technik hinter KALM
Autos im Umkreis der Funkverbindung empfangen die Daten. Die Daten werden ebenfalls von einem Raspberry Pi 4 über ein GPS Modul + Keramikantenne mit dem eigenen Standort abgeglichen. Wenn die Autos sich zwischen zwei Routenpunkten befinden, werden sie über verschiedene Mittel gewarnt, die je nach Ausstattung des Fahrzeugs variieren.
Für den Prototypen verwenden wir ein 7“ LCD Touch Display als Mittelkonsole, ein Funkmodul sowie einen Vibrationsmotor, eine LED, welche die Ambient Lights der Autos simulieren soll und einen Schalter für das Lenkrad.