Fördern die Neuen Sozialen Medien parasoziale bzw. einseitige Interaktionen und wenn ja, was macht das mit uns?
Eine Forschungsarbeit von Elina Faber und Domenika Tomasovic
8. Semester, 2020
Betreut von Prof. Andrea Krajewski
Interactive Media Design
Gerade jetzt, während der Covid-19-Pandemie, wird durch eine soziale Isolation und den fehlenden Kontakt zu Freunden und Familie aufgezeigt, wie wichtig die Neuen Sozialen Medien geworden sind. Das Thema trifft den Nerv der Zeit. Netzbetreiber wie die Telekom schenken Kunden jeden Monat 10 GB Datenvolumen zu ihren laufenden Verträgen.
Das Internet gilt als wichtiges Gut. Die Neuen Sozialen Medien scheinen eine einfache Art zu sein, in Krisenzeiten ein Gefühl sozialer Verbundenheit und somit eine psychische Stabilität zu erzeugen. Unabhängig von dem momentanen Zustand ist es interessant, wie sich die Grenze zwischen Beziehungen in der echten Welt im Gegensatz zu Beziehungen über die Neuen Sozialen Medien verändert hat.
Aber auch ohne die vorherrschende Situation sind die Neuen Sozialen Medien für Viele nicht wegzudenken. Die so genanten Digital Natives haben beispielsweise das soziale Leben nie ohne soziale Netzwerke kennengelernt. Gerade deshalb hat sich unsere Forschungsarbeit mit der Frage beschäftigt, ob diese Medien einseitige (parasoziale) auf Kosten bidirektionaler Beziehungen fördern und somit dafür sorgen, dass Isolation für manche Menschen auch ohne ein weltweit verbreitetes Virus kein Fremdwort ist.
Ziel unserer Forschungsarbeit ist es zu untersuchen, ob und inwiefern parasoziale Beziehungen in den Neuen Sozialen Medien die Grundbedürfnisse der Digital Natives unerfüllt lassen und ob eine Korrelation mit einer sozialen Isolation besteht.
Zur Untersuchung der Frage wurden die einzelnen Themenbereiche mit vorhandener wissenschaftlicher Literatur aufgearbeitet. Um die soziale Extremsituation der Covid-19-Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Nutzung der Neuen Sozialen Medien sowie einer gefühlten sozialen Isolation miteinzubeziehen, wurde zusätzlich eine Umfrage mit über 300 Teilnehmenden durchgeführt. Die Antworten zeigen, dass die Neuen Sozialen Medien für die Teilnehmenden den ortho-sozialen Kontakt nicht ersetzen können und sich die Mehrheit sozial isoliert fühlt.
Als Ergebnis der Forschung zeigte sich, dass die Neuen Sozialen Medien in einer Weise designed sind, die das Entstehen von parasozialen Beziehungen begünstigt. Zum heutigen Stand kann außerdem gesagt werden, dass die Grundbedürfnisse der Digital Natives weder über die Neuen Sozialen Medien noch mit parasozialen Beziehungen befriedigt werden können. Der Rezipient sollte ein gesundes Maß finden und parasoziale Beziehungen nicht als Ersatz für soziale Beziehungen verstehen.
Die These ist indes im Rahmen der gegeben Zeit weder eindeutig verifiziert noch falsifiziert worden. Auf Basis der erreichten Erkenntnisse ist es im nächsten Schritt empfehlenswert, ein Experiment durchzuführen, das die direkte Korrelation zwischen den Neuen Sozialen Medien, den Grundbedürfnissen der Digital Natives und einer möglichen sozialen Isolation als Auswirkung unbefriedigter Grundbedürfnisse untersucht.