Project Kanju unterstützt menschgemachte Technologieprojekte im Kontext von Smart City
Bachelorarbeit von Tim J. Peters
7. Semester, 2017
Betreuende Professoren: Prof. Dr. Frank Gabler, Prof. Claudia Söller-Eckert
Interactive Media Design
Smart City ist nicht erst in den letzten Jahren in aller Munde. Vor allem im arabischen und asiatischen Raum entstehen riesige Planstädte, die von Anfang an mit Technologie durchzogen sind, um das Stadtleben noch effizienter zu machen. Städte wie Rio de Janeiro oder London investieren viel Geld in großflächige Überwachungs- und Kontrollsysteme, um die Sicherheit in ihren Städten zu erhöhen – und begeben sich dabei leicht in eine Abhängigkeit zu großen Konzernen.
Smart City ist so längst zum Markt geworden und wird dadurch oft auf nur einige wenige Aspekte reduziert. Das mit dem Begriff einhergehende Wertebild, das beispielsweise die Partizipation
aller Bürger – am Stadtleben wie an der Stadtentwicklung – vorsieht fällt dabei oft hinten runter. Auch ein enormes Potenzial an Innovationskraft wird vernachlässigt, wenn Bürger sich nicht an der technologischen Entwicklung ihrer Stadt beteiligen können. Das möchte Project Kanju ändern.
Project Kanju bringt einfache Bürger und „Macher“ zusammen, die schon heute kreative Lösungen für die Probleme des Alltags finden. So wird den Bewohnern von Städten vermittelt, wie Technologie dazu beitragen kann ihren Alltag zu verbessern. Gleichzeitig werden Bürger in die technologische Weiterentwicklung ihrer Stadt aktiv eingebunden.

Das Projekt besteht dabei aus einem System in drei Stufen:
Consumer
Menschen mögen keine Werbung, sind aber gleichzeitig nicht bereit selbstständig nach Technologie-Projekten im Umfeld Stadt zu suchen – so eine Erkenntnis aus der Recherche. Was also tun?
Project Kanju geht davon aus, dass Stadtbürger sich dann für Technologieprojekte interessieren, wenn ihnen ein ganz konkreter Nutzen für sie gezeigt wird – wenn also ein aktuell existierendes Problem gelöst wird. Deswegen baut Project Kanju kontextsensitive Empfehlungen in den Alltag von Menschen ein. Diese zeigen die aktuelle Situation der Stadtbewohner verbessert werden könnte.
Steht der Stadtbewohner bspw. im Stau könnte, Project Kanju ihm zeigen, wie vernetzte Verkehrsüberwachung dazu beitragen kann, staufreie Routen zu finden. Befindet er sich nachts allein auf dem Nachhauseweg, könnte ihm eine App empfohlen werden, die seine Sicherheit erhöht.
Explorer
Menschen betrachten Dinge mehr als ihre eigenen, wenn sie sie selbst mitgestalten. Dies gilt auch für Städte. Deswegen lädt Project Kanju Bürger auf der nächsten Stufe dazu ein, selbst Teil der Stadtenwicklung zu werden.
Bürger können nicht nur die Entwicklung existierender Technologieprojekte über gezieltes Feedback beeinflussen, sondern auch eigene Bedürfnisse im Stadtalltag oder Verbesserungspotenziale rückmelden. So entsteht ein Pool an Situationen, deren Verbesserung durch Technologie sich Stadtbewohner tatsächlich wünschen. Gleichzeitig können existierende Projekte auf Basis des Nutzerfeedbacks weiterentwickelt werden und so genauer die Bedürfnisse von Stadtbewohnern erfüllen.
Maker
Auf der dritten Ebene kommt die Haupt-Zielgruppe ins Spiel: Die Menschen die heute schon aus eigenem Antrieb ihre Stadt weiterentwickeln. Dazu zählen Bastler, Programmierer aber auch viele Studierende, die auf Basis eines Problems ohne monetäre Motivation anfangen, konkrete Lösungen für ihr Umfeld zu entwickeln. Sie möchten Project Kanju unterstützen.
Dazu wird eine einfach zu bedienende Plattform geschaffen, auf der sie ihre Projekte einstellen und präsentieren können. Ein geführter Prozess des Einstellens soll die Nutzerzentrierung und Lösungsorientierung der Projekte fördern.
Die Haupt-Motivation für Macher ist oft tatsächlich, etwas mit ihrer Arbeit zu bewirken und zum Besseren zu verändern. Durch die Möglichkeit der Präsentation über Project Kanju und den Erhalt von Feedback wird genau diese Motivation bestärkt. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass für viele bereits aktive Akteure eine große Schwierigkeit darin liegt, einzuschätzen was Stadtbewohner tatsächlich bewegt. Auch hierbei hilft Project Kanju über die durch die Explorer gesammelten Verbesserungspotenziale.
Zusammenfassend zielt Project Kanju also darauf ab:
- Menschen zu zeigen, welche Vorteile die Nutzung von Technologie für ihr Leben in der Stadt entfalten kann
- Bewohner als handelnde Akteure in den Entstehungs- und Entwicklungsprozess von Technologieprojekten im Umfeld Stadt einzubinden
- Macher, die bereits Probleme mit Technologie lösen, zu unterstützen und deren Projekte passgenauer und bekannter zu machen


In der Implementierung zielt die Arbeit nicht auf eine Komplettumsetzung aller Ebene ab. Dies hätte durch die hohe Komplexität und den Umfang letztlich die Qualität der einzelnen Anwendungen negativ beeinflusst. Gleichzeitig erschien eine separierte Umsetzung einer einzelnen Ebene nicht sinnvoll – ist doch grade das Ineinandergreifen der verschiedenen Ebenen und Akteure Kern des Konzepts.
Daher wurde mit der Software-Architektur der Schnittstelle zwischen den verschiedenen Ebenen die Basis für eine
nachfolgende Umsetzung geschaffen. In der so entstandenen API sind bereits alle späteren Funktionen aller Bereiche bedacht. Gleichzeitig besteht aber noch genug Freiraum, um die einzelnen Anwendungen gebührend auszugestalten.
Für die einzelnen Ebenen wurden Konzepte in Form von Wireframes und einzelnen Screens erstellt. Zusätzlich wurde der Entwicklerbereich beispielhaft als Web-App auf Basis der API umgesetzt.