Toly unterstützt junge Familien dabei, eine digitale Balance in den Alltag zu bringen.
Ein Bachelorprojekt von Uta Janzen und Matej Mali
7. Semester, 2019
Betreut durch: Prof. Andrea Krajewski und Dieter Stasch
Interactive Media Design
Digitale Medien sind Bestandteil des Alltags. Sie verbinden Menschen, unterhalten und informieren. Vor allem das Smartphone hat es geschafft, durch seine mobile Funktion ein täglicher Begleiter zu sein. Die über Jahre hinweg, täglich genutzten Services und die damit verbunden Emotionen bauen eine starke Beziehung zu dem schwarzen Spiegel in der Hand auf. Durch die ständige Erreichbarkeit und durch die Angst, soziale Ereignisse zu verpassen, rinnt die Zeit wie Sand durch die Hand. Diese Gewohnheit wirkt sich nicht nur auf den Nutzer aus, sondern auf seine soziale Umgebung, die Familie und die Kinder.
„Die Gewohnheit der Eltern, ans Smartphone zu gehen, führt zu Technoferenz in der Familie“, ist das Problem, welches sich das Toly-System annimmt. Es hilft jungen Familien dabei, ein Ritual in den Alltag zu integrieren, bei dem die Eltern das Smartphone bewusst beiseitelegen. Das System besteht aus mehreren Komponenten, die auf Kinder und Eltern zugeschnitten sind. Dadurch kann die Familie gemeinsam am Ritual teilnehmen und sich bewusst Zeit und Aufmerksamkeit im digitalen Alltag schenken. Durch den Verzicht werden Punkte gesammelt, die für Freizeitangebote eingelöst werden.
Das Punktesystem und die Kategorien
Der Nutzer wird innerhalb der ersten Stunde, alle drei Minuten und danach alle fünf Minuten mit einem Punkt belohnt. Die Punkte werden in einem Zeitraum von 6:00 – bis 22:00 Uhr gezählt. Ab 22:00 Uhr tritt die Nachtruhe ein, sodass das Smartphone auf der Toly-Ladestation zwar geladen, aber keine Punkte mehr gezählt werden können.
Das Punktesystem ist so konzipiert, dass der Nutzer innerhalb weniger Wochen die ersten beiden Kategorien erreichen kann.
Ziel ist es, den Nutzer darauf hin zuleiten das System über mehrere Monate zu nutzen, sodass smartphonefreie Zeiten zu Hause zur Gewohnheit werden. Dabei sind die Kategorien als Schwierigkeitsgrade zu verstehen: Je höher die Kategorie, umso mehr Ausdauer und Geduld erfordert es. Dem Nutzer wird der Einstieg erleichtert, indem die ersten und günstigen Erlebnisse schneller zu erreichen sind, als die größeren und erstrebenswerten Erlebnisse.
Die Toly-Figur
Die sympathische Figur ist primär auf die Kinder zugeschnitten und visualisiert auf dem Bauch den aktuellen Punktestand. Die Figur kann mehrere States einnehmen und kommuniziert über die Mimik der Augen und einen Farbwechsel mit dem Nutzer. Die Fortschrittsanzeige der Punkte auf dem Bauch, greift auf Kreise und Sterne zurück, die im Uhrzeigersinn zuerst gelb und dann grün leuchten. Ist das geschafft, leuchtet auch der Stern auf.
Die Toly-Ladestation
Die Ladestation bietet einen Ablage- und Ladeort für die Toly-Figur, als auch für bis zu zwei Smartphones. Dadurch lernt die Familie, dass das Smartphone einen festen Platz in der Wohnung hat und nicht bei jeder Aktivität dabei sein muss. Die Ladestation bezieht daher Eltern und Kinder gleichermaßen in die Interaktion ein. Auch die Ladestation kann mehrere States einnehmen und kommuniziert z.B. den aktuellen Punktestand in Zahlen über das eingebaute Display.
Die Toly-App
Egal ob zu Hause oder unterwegs: Mit einem Smartphone ist die Familie im Notfall immer erreichbar. Die Toly-App findet darauf Platz und agiert im Hintergrund, ohne die Aufmerksamkeit zu sehr auf sich zu ziehen. Sie bietet eine Übersicht aller Partner und verbindet die Figur sowie die Ladestation mit dem heimischen Wlan-Netzwerk. Der aktuelle Punktestand kann darüber eingesehen und an der Kasse des Sammelziel-Partners eingelöst werden.
Das Toly-Begleitheft
Das Begleitheft legt einen starken Fokus auf die visuelle Kommunikation mit Grafiken und Bildern. Die Eltern können dadurch gemeinsam mit den Kindern einen Blick in das Heft werfen und bereits dort entscheiden, welches Freizeitangebot in Frage kommt. Die Figur nimmt die Rolle des Erzählers ein und erklärt aufmerksamen Augen auf wenigen Seiten die Funktionsweise der Ladestation, der Figur und der Fortschrittsanzeige auf ihrem Bauch.
Der USP des Toly-Systems
Eltern und Kinder, Hand in Hand
Das Toly-System schließt Eltern und Kinder ein und fordert sie individuell zur Interaktion auf. Familien können so gemeinsam an einer digitalen Balance teilnehmen, ohne eine Partei auszuschließen oder zu benachteiligen.
Mehr Zeit und Aufmerksamkeit
Mit der Unterstützung des Toly-Systems im Alltag entsteht nicht nur ein Ritual, um das Smartphone beiseitezulegen. Es wird ein Rahmen geschaffen, sich gegenseitig bewusst mehr Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken.
Belohnung für den Verzicht
Die Familie wird für den Verzicht des Smartphones ganz nach dem Motto „Zeit ist Geld“ mit Punkten belohnt. Diese Punkte können für Freizeitangebote eingelöst werden, welche Kinderherzen schneller schlagen lassen und den Geldbeutel der Eltern schonen.
Förderung von Medienkompetenz
Das Smartphone beiseitezulegen, prägt nicht nur den Umgang mit digitalen Medien seitens der Eltern. Parallel wird Kindern auf eine spielerische Art und Weise, bereits im jungen Alter ein kritischer Blick und Umgang mit Medien gelehrt.