»vendy« ist eine interaktive Installation zur Sensibilisierung für die Thematik des Datenschutzes, sowie des reellen Werts der eigenen Daten.
Ein Studienprojekt von Raphael Herres, Uta Janzen, Jeannine Krämer,
Sebastian Meidel, Marie Steinbrügge.
6. Semester, 2016
Betreuende Dozenten: David Brüll, Claudius Coenen, Christine Coenen, Christoph Diederichs, Andreas Schindler, Nils Weger
Interactive Media Design
Wer kennt es nicht: das tiefe dringliche Verlangen sein Essen zu fotografieren und den Anblick mit der Welt zu teilen. Schnell ist das Handy gezückt, das Foto geschossen und hochgeladen. Aber wir laden damit nicht nur das Bild eines Gerichtes hoch. Wir geben unsere Interessen, Standorte mit Uhrzeiten und sogar unseren Freundeskreis in einem schön verpackten Paket in den digitalen Räumen preis. Betrachtet man diese Informationen alleinstehend, treffen sie wenig Aussage über uns und unseren Charakter. Aber aus diesen Puzzleteilen lässt sich ein Mosaik zusammensetzen – eine zweite, digitale Persönlichkeit entsteht.
Der Verbraucher setzt sich mit diesen Informationen weniger auseinander, aber Unternehmen und Datenhändler können mit den gesammelten Daten mehr als 95 Milliarden US-Dollar verdienen. Sie erstellen (Schatten-)Profile und sorgen dafür, dass unser digitales Mosaik wächst und wächst. Wäre es nicht da nicht toll, wenn wir als Verbraucher und Datenlieferant auch ein Stück vom Kuchen abbekommen? Sind wir uns eigentlich unseres achtlosen Umgangs mit personenbezogenen Daten und deren eigentlichem Wert und Verarbeitung bewusst?
Mit dieser Fragestellung setzt sich die interaktive Installation »vendy« auseinander. Im Rahmen einer Ausstellung sammelt sie verschiedene Datensätze der Besucher und bereitet diese visuell auf. Sobald ein Besucher die Räumlichkeiten betritt, beginnt die Generierung seines persönlichen Datenschattens. Mittels Indoor-Tracking wird der zurückgelegte Weg durch die Ausstellung, sowie die Verweildauer an einzelnen Hauptpunkten erfasst. Sobald der Besucher die Installation »vendy« betritt, erweitert sich sein Datenmosaik durch optische Merkmale (Körpergröße, Haarfarbe, Geschlecht, Alter).
Dies ist der Moment, in dem er sich seinem eigenen Datenschatten gegenüber sieht. Erstmalig werden ihm unmerklich erfasste Daten vor Augen geführt – auf den ersten Schockmoment folgt die Erleichterung, denn er erhält die innerhalb eines physischen »Bons« gesammelte Datensätze, sowie Informationen über ihren Wert, wieder. Mit diesem Bon ist der Besucher in der Lage, seinen Datenwert gegen ein Goodie im Ausstellungsbistro einzulösen und er kann sich sicher sein, dass »vendy« seinen generierten Datenschatten löscht.
Wenn Daten »das Öl des 21. Jahrhunderts« sind (Stefan Gross-Selbeck, CEO des Business-Netzwerkes Xing), muss mit diesen sorgsam und verantwortungsvoll umgegangen werden. Die Installation »vendy« hat zum Ziel, Aufklärung zu betreiben und die Bedeutung der Thematik »Datenschutz« in den Fokus der Gesellschaft zu rücken.
»vendy« soll dazu bewegen, die Problematik und den Geldwert personenbezogener Daten zu erkennen und zukünftig einen veränderten Umgang mit ihnen bewirken.