ViCo ist ein virtueller Begleiter, der Patienten mit einer ängstlich (vermeidenden) Persönlichkeitsstörung zwischen den Therapiesitzungen begleitet.
Ein Bachelorprojekt von Isabel Gaubatz, Romina Marsico und Olga Zimmermann.
7. Semester, 2018
Betreuende Dozenten: Claudius Coenen und Andrea Krajewski.
Interactive Media Design
ViCo steht für „Virtual Companion“. In Gestalt einer Eule unterstützt der virtuelle Begleiter Patienten mit einer ängstlich (vermeidenden) Persönlichkeitsstörung zwischen den Sitzungen einer kognitiven Verhaltenstherapie.
Oft werden in Therapien nur die Probleme des Patienten aufgearbeitet und Lösungen entwickelt. Für Übungen in der Realität bleibt dabei zumeist keine Zeit. Die Patienten bekommen dann Aufgaben für zu Hause und sind dort dann auf sich alleine gestellt, weshalb die Hausaufgaben des Öfteren nicht erledigt werden. Patienten haben nur ein geringes Kontingent an Therapiestunden, die ihnen oft aber aufgrund der kurzen Frequenz oder Länge nicht ausreichen. Daher fehlt eine individuelle Betreuung zwischen den Therapiesitzungen.
Diese Therapie-Lücke soll ViCo ausfüllen.
Bei der ersten Nutzung ist das System für den Patienten noch in Form einer Gestalt – einer Leichtkugel – zu sehen. Der Avatar ist dann noch nicht individuell vom Nutzer gestaltet worden und somit noch formbar.
Der Nutzer soll ViCo gleich zu Beginn personalisieren können, um vom Start der Begleitung an eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Dabei wählt der Nutzer aus verschiedenen Eulen-Charakteren den für ihn passenden aus und stattet das Wesen mit einer männlichen oder weiblichen Stimme aus. Die Eule verkörpert dabei ein Sinnbild von Ruhe und Weisheit und stellt somit ein mentales Modell eines Coaches dar.
Stimmprobe von ViCo
Die erste Übung wird gemeinsam mit ViCo, dem Therapeuten und dem Patienten durchgeführt. Der Therapeut ist hier nur als Stütze dabei. So kann der Patient im geschützten Raum eine Bindung zum System aufbauen.
Der Patient soll seine Ängste aufzählen. Die Ängste werden auf virtuellen Angststeinen gesammelt, die dann in einer Pyramide, von unten leicht nach oben schwer, vom Patienten eingeordnet werden sollen.
Mit dieser Übung lernt der Patient den Umgang mit ViCo während einer Aufgabe. Diese Übung ist auch der Grundstein für die weiteren Übungen zwischen den Sitzungen, da hier Ängste gesammelt und in eine Hierarchie eingeordnet werden.
Zu einer Angst können vom Therapeuten dazu passende Aufgaben hinzugefügt werden.
ViCo steht während der Aufgabe als Coach zur Verfügung. Er leitet den Patienten durch die Aufgabe und zieht sich in den Momenten zurück, wo der Patient arbeitet. Sobald der Patient Fragen hat, wird ViCo wieder aktiv.
ViCo motivert den Patienten seine Hausaufgaben von der letzten Therapiesitzung zu machen und erinnert ihn auch immer wieder daran. Hierfür macht ViCo auch Vorschläge, wenn der Patient sich gerade an einem passenden Ort für diese Aufgabe befindet.
Zudem gestaltet ViCo die Aufgaben zwischen den Therapiesitzungen dynamisch. Wenn der Patient motiviert ist und gleich nach der Therapiesitzung seine Hausaufgabe macht, schlägt ViCo die Woche über weitere Aufgaben vor.
Ist dem Patienten eine Aufgabe leicht gefallen, versucht ViCo diese das nächste mal zu erschweren oder sucht eine schwere Aufgabe aus der Angstpyramide aus.
So hat der Patient zwischen den Therapiesitzungen immer die Möglichkeit so viel zu machen, wie er kann.
Wenn der Patient während einer Aufgabe in Panik verfällt, merkt ViCo dies durch Sensorik und macht eine Beruhigungsübung (Atemtechnik, Beschreiben eines Bildes, …) mit dem Patienten.
Nach jeder Aufgabe schlägt ViCo eine Belohnung vor. Dies ist wichtig, da manche Patienten nicht wissen, wie man sich belohnt oder denken, dass sie keine Belohnung verdient haben.
Hier macht ViCo auch Vorschläge für Belohnungen, die zum Ort passen.
Kurz vor der nächsten Therapiesitzung macht ViCo mit dem Patienten einen Wochenrückblick.
Dieser soll den Patienten motivieren, indem er zeigt, was der Patient diese Woche alles geschafft hat und bereitet ihn auf die nächste Therapiesitzung vor.
Zudem wird der Patient danach gefragt, ob er vor einer Situation keine Angst mehr hat. Wenn ja, kann er als Belohnung einen Angststein aus der Pyramide wegwerfen.
Der Benutzer kann ViCo über Sprache oder über Gesten steuern, je nachdem, was ihm in der Situation als angenehmer erscheint.
Im Menü hat er die Möglichkeit sich seine Aufgabenvorschläge anzusehen und eine Aufgabe auszuwählen.
Der Patient kann sich auch seine Erfolge, seine Anker oder Erinnerungen ansehen.
Damit der Therapeut sich auf die Therapiestunde mit dem Patienten vorbereiten kann und einen Überblick darüber bekommt, was der Patient diese Woche gemacht hat, bekommt er die Daten von ViCo übermittelt.
In einer Applikation bekommt der Therapeut die Übersicht über seine Patienten. Er kann von jedem Patienten in einer Übersicht schnell sehen, ob der Patient eine neue Aufgabe gemacht hat usw.
Zudem hat er die Diagnose in der Anwendung dokumentiert und kann weitere Infos hinzufügen.
Der Therapeut hat auch Zugriff auf die Angstpyramide und kann dadurch sehen, wann der Patient eine Angst weggeworfen hat.
Die Oberfläche ermöglicht es dem Therapeuten auch Aufgaben für den Patienten freizuschalten, sodass der Patient nicht gleich mit zu schweren Aufgaben konfrontiert wird.