Leben 3.0 – Mensch sein im Zeitalter Künstlicher Intelligenz
Ein Anstoß zur Auseinandersetzung mit der möglichen Zukunft mit Künstlichen Intelligenzen. (Buchclub Rezension)
Ein Beitrag von Len Harms, Sabina Mujcinovic
Samstag, 2. Februar 2019
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Inhalt
Künstliche Intelligenzen werden immer intelligenter. Sie analysieren die Wetterbedingungen, können Gesichter erkennen, steuern Flugzeuge und Autos, gewinnen bei Spielen wie Go oder Schach.
Doch was genau ist Künstliche Intelligenz [KI]? Eine einheitliche Definition gibt es leider nicht, da es verschiedene Ansichten darüber gibt, was überhaupt Intelligenz bedeutet.
Um Missverständnisse in Diskussionen über KI zu vermeiden, hat der schwedische Physiker Max Tegmark in seinem Buch „Leben 3.0 – Mensch sein im Zeitalter Künstlicher Intelligenz“, einen „Terminologie-Spickzettel” verfasst, in dem er seine eigenen Definitionen aufstellt. Demnach ist für Tegmark die Intelligenz eine Fähigkeit, komplexe Ziele zu erreichen. Er hat bewusst diese Definition allgemein gehalten, da er der Meinung ist, dass auch nichtbiologische Materie intelligent sein kann.
Max Tegmark ist ein renommierter Physikprofessor am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Er gründete das Future of Life Institute, um auf die Risiken des nächsten Zeitalters hinzuweisen und Diskussionen anzuregen.
Unter anderem resultierte daraus sein Buch, in dem er vergangene und zukünftige Lebensformen in drei Stufen unterteilt.
Leben 1.0 – biologische Stufe
In dieser Lebensform bringt die Evolution ihre Hardware und Software hervor, d.h. den Körper und das Gehirn. Die beiden Komponenten werden durch die jeweilige DNS bestimmt und verändern sich im Laufe der Evolution über mehrere Generationen hinweg. Bakterien sind ein Beispiel für Leben 1.0.
Leben 2.0 – kulturelle Stufe
Die Hardware hat die gleichen Eigenschaften wie Leben 1.0, während sich die Software selbst gestaltet.
Tegmark bezeichnet uns Menschen als Leben 2.0, da wir komplexe Kompetenzen und Fähigkeiten erlernen können wie z.B. Sprachen, Berufe, Sportarten. Man könnte behaupten, dass die Menschheit heute zum Leben 2.1 gehören, da sie verschiedene Hardware-Updates durchführen kann wie künstliche Knie, Zahnprothesen, Hörgeräte, Herzschrittmacher, etc.
Leben 3.0 technologische Stufe
Leben 3.0 existiert noch nicht auf der Erde. Diese Daseinsform zeichnet sich dadurch aus, dass sie in der Lage ist, nicht nur ihre Software, sondern auch ihre Hardware neu zu entwerfen und damit die Fesseln der Evolution zu sprengen.
Spezielle Künstliche Intelligenzen und komplexe Algorithmen unterstützen uns schon im jetzigen Zeitalter. Sie finden ihre Einsatzgebiete zum Beispiel in der Analytik, dem Finanzwesen und automatisierten Fabriken.
Solange sich die Künstliche Intelligenz auf bestimmte Bereiche beschränkt, haben wir Menschen noch die Kontrolle in unseren Händen. Doch dies könnte sich ändern, falls eine „Allgemeine Künstliche Intelligenz“ (AKI), also eine Intelligenz die dem Menschen in allen Bereichen überlegen ist, geschaffen wird.
Tegmark fordert uns auf an dem, seiner Meinung nach „wichtigsten Gespräch unserer Zeit“ teilzunehmen und uns jetzt schon darüber Gedanken zu machen, was wir machen, falls es zu dieser „Intelligenz-Explosion“ kommt. In diesem Zusammenhang sollten wir vermeiden, unsere bewährte Methode des „Lernens aus Fehlern“ anzuwenden, wie wir es in der Vergangenheit bei verschiedenen Erfindungen getan haben. Wenn wir eine Künstliche Intelligenz entwickeln, die uns in allem überlegen ist, könnte es problematisch werden Fehlentscheidungen zu korrigieren.
Es stellt sich nun die Frage, wann diese „Superintelligenz” eintreten wird. Wissenschaftler und KI-Experten sind sich darüber nicht einig. Tegmark selbst kann auf diese Frage auch keine Antwort geben, doch er ist davon überzeugt, dass es stattfinden wird.
Er führt verschiedene Möglichkeiten auf, wie es aussehen könnte wenn eine AKI eintritt.
Zum Beispiel schreibt er von einem wohlwollenden Diktator, der über die Menschen wacht und sie kontrolliert, ohne ihnen Schaden zuzufügen. Im Gegensatz dazu, von einer KI die entscheidet, dass wir Menschen nur Ballast darstellen und uns auf eine Weise vernichtet die wir nicht einmal verstehen.
Fazit
Abschließend lässt sich sagen, dass Leben 3.0 einen gute Übersicht über den möglichen zukünftigen Fortschritt von Künstlichen Intelligenzen darstellt. Max Tegmark schließt aus vergangenen oder bereits bekannten Prozessen auf die Zukunft, allerdings stellt er diese nie absolut dar, sondern zeigt auf welche Möglichkeiten sich daraus ergeben. Dabei bleibt er immer auf einer sachlichen Ebene. Trotz teilweise komplizierten naturwissenschaftlichen Erklärungen schafft es Tegmark humorvoll den Leser zu unterhalten und aufzuklären.