CogniCo begleitet Menschen mit sozialen Phobien zwischen Therapiestunden, um sie zu unterstützen gelernte Verhaltenstechniken in den Alltag zu integrieren.
Ein Bachelorprojekt von Nina Tanzer
7. Semester, 2023
Referenten: Prof. Tsunemitsu Tanaka, Prof. Andrea Krajewski
Interactive Media Design
Hintergrund
Wir leben in einer Welt, in der psychische Erkrankungen eine immer größere Rolle spielen. Rund 165 Mio Menschen in der EU sind betroffen. Diese Erkrankungen sind fast so häufig wie Diabetes oder Bluthochdruck, jedoch schwerer zu diagnostizieren, da sie auf die geistige und emotionale Gesundheit abzielen und nicht durch einfache Tests erkannt werden können. Sie entstehen durch eine Kombination aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren.
Es gibt sehr viele verschiedene Arten psychischer Erkrankungen, welche sich in ihren Symptomen, Ursachen und Behandlungsansätzen unterscheiden. Zu den häufigsten Arten zählen Depressionen und Angststörungen.
Fachleute diagnostizieren sie anhand von Kriterien in einem Handbuch. Die Behandlung kann sowohl Medikamente als auch eine Therapie umfassen, derzeit gilt besonders die kognitive Verhaltenstherapie als wirksamste Methode.
Digitale Medien spielen ebenfalls eine zunehmende Rolle in der Behandlung psychischer Probleme. Digitale Gesundheitsanwendungen werden genutzt, um Prävention, Unterstützung während der Behandlung und Nachsorge zu ermöglichen.
Problem
Bei der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) liegt der Fokus auf den Bereichen des Fühlens, des Denkens, des Handelns und des Verhaltens.
Ihr Ziel ist es, ungesunde Verhaltensweisen, negative Denkmuster und falsche Sichtweisen zu erkennen, zu analysieren und zu ändern. Dazu werden in der Therapie passende Techniken gelernt, um diese Ziele zu erreichen. Die genaue Vorgehensweise der KVT hängt vom Einzelfall ab, aber es gibt typische Schritte, die dabei durchlaufen werden. Der Schritt der Umsetzung ist besonders wichtig und braucht oft Unterstützung, weil es hier Schwierigkeiten geben kann.
Für Menschen mit psychischen Krankheiten, ist es oft schwierig, das Gelernte in ihrem Alltag anzuwenden. Therapeuten geben Aufgaben, um eine Verbindung zwischen Therapie und Alltag herzustellen. Aber oft fehlt den Patienten die Motivation, die Aufgaben zu machen. Sie fühlen sich unsicher, haben Angst vor Fehlern und sehen keinen klaren Fortschritt. Die KVT erfordert viel eigene Arbeit und Motivation. Die Patienten müssen somit nicht nur zur wöchentlichen Therapiesitzung gehen, sondern das Gelernte auch zwischen den Sitzungen anwenden, um Fortschritte zu sehen.
Armband
Das Armband erkennt Angstsituationen indem es die physiologischen Daten (wie z.B. Herzfrequenz, Hautleitfähigkeit und Körperbewegung) des Patienten kontinuierlich misst. Wenn das Armband eine Angstsituation erkennt, vibriert es sanft, um den Nutzenden darauf aufmerksam zu machen. Wenn es sich jedoch nicht um Angsthandeln sollte, kann es durch Handauflegen deaktiviert werden. Bei Angst setzt es eine Atemübung ein, indem es sich leicht aufbläst und Luft wieder ablässt (es atmet), begleitet von einem blauen Lichtmuster. Wenn Herzfrequenz und Atmung sich normalisiert haben, geht es zur nächsten Verhaltenstechnik über, z.B. zur kognitiven Umstrukturierung.
Dazu erwärmt sich das Armband leicht und zeigt ein orangenes Lichtmuster an. Durch die Verknüpfung von Licht und Haptik in den Therapiesitzungen erinnert sich die Person an die gelernten Techniken. Das orangene Lichtsignal erinnert daran, die kognitive Umstrukturierung anzuwenden. Diese Technik hilft dabei, negative Gedanken in positive umzuwandeln, um die Angst zu bewältigen, wie z.B. in einer Situation im Supermarkt, wo die Person den Mut findet, mit einem Mitarbeiter zu sprechen.
App
Die App bietet Patienten die Möglichkeit nach einer Angstsituation eine manuelle Bewertung abzugeben. Sie erhalten dazu zeitversetzt eine Push-Benachrichtigung und können die Schwere der Situation angeben. Weitere Details wie zum Beispiel Gefühle, Ort des Geschehens, Notizen oder Sprachnachrichten, können in der App hinzugefügt werden. Die Einträge werden gespeichert und können als Liste oder einem Monatskalender angesehen werden. Der Fortschritt basiert auf erfassten Daten, wie Häufigkeit von Angstsituationen, Beruhigungsdauer bei Atemübungen und Verbesserung der Bewertungen. Bei negativen Bewertungen leitet die App die Daten automatisch an den Therapeuten weiter, sodass dieser die nächste Therapiestunde besser vorbereiten kann und mit dem Patient die Situation gezielt behandeln kann. Außerdem bietet die App eine direkte Kontaktmöglichkeit zu Fachstellen für Notfälle oder Krisen an.