Von Kollegen zu Gefährten auf einer Mars-Mission durch das interaktive Mediensystem companionship.
Ein Bachelor-Projekt von Florian Grünewald
7. Semester, 2023
Betreut durch Prof. Andrea Krajewski und Prof. Tsunemitsu Tanaka
Interactive Media Design
Problem
Es liegt in der Natur von Menschen, unbekannte Gebiete zu erforschen. Als der Mensch in das Weltall vordrang wurden die ersten Raumfahrtmissionen zunächst in Stunden, dann in Tagen und schließlich in Monaten gemessen. Mit dem weiteren vordringen der bemannten Raumfahrt werden künftige Mars-Missionen eine Mindestdauer von zwei Jahren erfordern. Diese noch nie dagewesenen zeitlichen Dimensionen stellen die gesamte Raumfahrt und vor allem ihre Astronauten vor neuen Herausforderungen und bringen sie an ihre Belastungsgrenze. Außerdem wird die Crew zunehmend autonomer, weil die extreme Entfernung die Kommunikation zur Missionskontrolle auf bis zu 20 Minuten verzögert.
Idee
Hier unterstützt „companionship“ die Widerstandsfähigkeit der Crew. Über dieses interaktive Mediensystem organisieren sich die Astronauten und passen sich gemeinsam an die Herausforderungen der Umgebung an. companionship unterstützt dabei durch gezielte Empfehlungen auf Basis der aktuellen Stimmungslage der Crew und bietet anregende Interaktionsimpulse zum Vertiefen der Beziehungen. Im Gegensatz zu bisherigen Ansätzen von menschenähnlichen Computerentitäten oder Planungs-Werkzeugen, agiert dieses System als unterstützendes Umfeld und arbeitet der Crew als Ganzes zu.
Konzept
Die zunehmende Autonomie einer Mars-Mission ist vor allem ein Prozessproblem, da die Crew ihre täglichen Arbeiten selbst planen und verwalten muss. Einmal wöchentlich wird ein Raum zum Austausch geschaffen, um die kommende Arbeit zu organisieren. Hierbei unterstützen Zuteilungs-Empfehlungen für Arbeitspakete vom System, um die Überforderung einzuschränken und den Austausch in den Vordergrund zu rücken. Die Empfehlungen sind gezielt auf die aktuelle Lage der Crew zugeschnitten und basieren auf dem Profil, dem Input der Flugkontrolle und den Smart-Logs.
Die Smart-Logs fördern die Reflexion der Astronauten durch personalisierte Fragen, Tagebuch- komponenten, Achtsamkeits- und Resilienzübungen. Dies ist eine erweiterte Unterstützung der Raumfahrtmedizin, welche diesen Schritt durch Psychologen vorher unterstützt hat. Die Astronauten die Logbücher im Laufe der Zeit anpassen oder mit privaten Medien erweitern. Das System lernt im Laufe der Zeit die Präferenzen der Astronauten und wächst somit mit den Astronauten.
Da es keine anderen Interaktionspartner gibt und die Isolation zunimmt, werden die internen Crew-Beziehungen situationsbedingt intimer. Um durch diese Intimität positive Beziehungen zu gestalten, gibt das System anregende Interaktionsimpulse außerhalb der Arbeitszeit. Sie sind überraschende Gesprächsstarter oder Handlungsaufforderungen, welche die kameradschaftliche Distanz aufbrechen. Da die Vertiefung der Beziehung hier das Ziel ist, treten sie beim gemeinsamen Durchstehen von harten Zeiten oder Konflikten während der Reise häufiger auf. So werden im Laufe der Mission aus Kollegen wahre Gefährten.