Finge unterstützt Menschen auf ihrem Weg zu finanzieller Glücklichkeit, indem es beim Sparen hilft und Nutzenden Tools zur Selbstbeeinflussung bereitstellt.
Bachelorprojekt von Smilla Hinterreiter und Jana Wilke
7. Semester, 2019
Betreuende Dozenten: VProf. Garrit Schaap und Dr. Stefan Voigt
Interactive Media Design
Täglich treffen Menschen in ungünstigen Momenten, von ihrer Umwelt und ihren Emotionen beeinflusste, finanzielle Entscheidungen. Dieses Verhalten kann sich langfristig negativ auf die Lebensqualität einer Person auswirken. Viele Anbieter von Produkten und Dienstleistungen wollen heute ihre Kunden dazu bewegen, möglichst viel Geld auszugeben. So sind professionelle und funktionierende Umgebungen entstanden, die Menschen zielgerichtet zum Mehrkauf manipulieren.
Gerade junge Menschen setzen sich kaum mit ihrem finanziellen Verhalten und ihrer langfristigen Finanzplanung auseinander. Ein häufig beobachtetes Mindset ist, dass finanzielle Vorsorge zwar als wichtig betrachtet wird, das Thema aber zu komplex und trocken erscheint, wodurch eine Auseinandersetzung damit aufgeschoben wird. In Anbetracht der Tatsache, dass in Deutschland 14,4 % der über 65-jährigen mit einer steigenden Tendenz von Altersarmut betroffen sind, ist eine frühzeitige Vorsorge und Auseinandersetzung mit der Thematik jedoch von großer Wichtigkeit.
Finge ist ein interaktives System, welches Menschen einen gesünderen, glücklicheren und weitsichtigen Umgang mit Geld und den eigenen finanziellen Handlungen ermöglichen soll. Durch Verbindung von Aktionen im Alltag, welche automatisierte Sparregeln triggern, können Nutzende festlegen, wie sie auf ihre Ziele sparen möchten und den persönlichen Fortschritt tracken. Gleichzeitig wird finanzielle Bildung in kleinen, unterhaltsamen und direkt anwendbaren Portionen mit konkreten Handlungsaufforderungen vermittelt. Die Lebensumstände und Verhaltensmuster der Person werden dabei mit in Betracht gezogen. Durch die Integration in das reale Leben und das Kennenlernen der Nutzenden erkennt Finge, welche Variablen eine Entscheidung beeinflussen und weiß, zu welchen Schlüsselmomenten Anstöße erfolgen müssen, um eine Hinterfragung der eigenen Handlungen auszulösen. Das System gibt sofortiges und verständliches Feedback zur Auswertung und Anpassung des eigenen Verhaltens und der Umgebung. Es bietet die Möglichkeit, herauszufinden, was wirklich einen Einfluss auf die persönliche Lebensqualität hat, während finanzielle Fortschritte getrackt werden und Weiterbildung durch Gamification und Storytelling aufwandslos nebenbei stattfindet.
Finge dient zur Planung und Analyse der eigenen Finanzen. Das Wissen der User wird Schritt für Schritt aufbaut und sie werden befähigt, informierte Entscheidungen zu treffen.
Finge lernt kontinuierlich, schlägt Aktionen vor, die in das Leben der Personen passen und baut auf den persönlichen Werten, Zielen und Präferenzen auf.
Die Missionen sind dafür gedacht, Wissen und neue Skills durch kleine Challenges zu vermitteln. Zunächst erfolgt ein kurzer theoretischer Input zu dem Thema, welcher wie eine Story auf Instagram, Facebook oder Snapchat aufgebaut ist. Darauf folgt eine klare Handlungsanweisung, die entweder direkt in der App ausgeführt oder als Termin gelegt werden kann. Die Story Missions sind der Hauptpfad, der die Grundpfeiler erklärt und Nutzenden beibringt, wie man finanzielle Ziele plant und umsetzt. Hier wird vermittelt, wie man Ziele festlegt, welche Parameter es zu beachten gibt und welche Ziele zu ihrem Leben und ihren Finanzen passen. Blitz Missions sind kleine Nebenpfade, die sich mit spezifischen Themen befassen. Hier verstecken sich Tipps, die man in den Alltag einbauen kann oder die zeitlich relevant sind.
Goals sind Ziele, auf die eine Person sparen möchte. Dafür wird ein Titel, eine Zielsumme und eine Sparregel festgelegt. Wenn ein Goal angelegt wurde, folgt die Entscheidung für eine oder mehrere Sparregeln aus der Toolbox. Hier wird entschieden, nach welcher Regel gespart werden soll und wie man dabei von Finge beeinflusst werden möchte. Goals werden als Trigger an die intrinsische Motivation genutzt.
Die Integration von Finge in das reale Leben wird am Usecase des Wocheneinkaufes verdeutlicht. In diesem Zukunftsszenario wird davon ausgegangen, dass Supermärkte tracken, welche Waren sich im Korb befinden und der Bezahlprozess beim Verlassen des Ladens ohne weitere Handlungen des Nutzers automatisch abgewickelt wird. Für den Usecase wird positive Verstärkung mit Feedbackloops dazu genutzt, um gesunde Ernährung zu fördern, während Personen gleichzeitig auf ein Ziel hin sparen. Dafür wird die Sparregel aufgestellt, den Nutzenden für jedes Produkt, welches in die Kategorie Obst und Gemüse fällt, zu belohnen. Das Feedback erfolgt sofort durch eine Smartwatch, welche anzeigt, wie viel Geld mit dem Kauf des Items für das Ziel, welches Nutzende erreichen wollen, wie beispielsweise einen Urlaub, gespart wird. Beim Betreten des Ladens und bei Feststellungen von Unregelmäßigkeiten im Verhalten wird an dieses übergeordnete Ziel appelliert und erinnert. Beim Verlassen des Ladens fasst die Uhr zusammen, wie viel durch den gesamten Einkauf gespart wurde, wie viel näher die Person dem Ziel gekommen ist und welcher Fortschritt im Level bzw. dem finanziellen Bildungsniveau gemacht wurde. Zuletzt findet eine eigene Beurteilung der Ausgaben statt, um langfristig zu erkennen, welches Verhalten das Wohlergehen einer Person fördert.
Die Finge Mission: In einer Wirtschaft, die versucht, schnellen Konsum anzuregen, ohne dabei das beste Interesse des Menschen im Sinn zu haben, wird die Reibung beim Einkaufen so stark wie möglich reduziert und es werden persuasive Mechanismen angewendet, um Menschen zu manipulieren. Finge will einen Gegenpol dazu bilden und Menschen ihr Kaufverhalten wieder in die eigene Hand geben.