Das Projekt PaceBreaker ist eine auditive Schnitzeljagd für Raubtiere und widmet sich der Prävention von stereotypischem Verhalten.
Ein Projekt von Lisa Brand, Niklas Danz, André Fritzinger, Nadja Lipphardt und Lisa Rosendorff
6. Semester, 2018
Betreuende Dozenten: Claudius Coenen, Christoph Diederichs, Andreas Schindler und Nils Weger
Interactive Media Design
Bei Stereotypien handelt es sich um eine Verhaltensstörung, die häufig bei Tieren auftritt, welche nicht in ihrem natürlichen Lebensraum gehalten werden. Das bei Elefanten typische, rhythmische Weben mit dem Kopf oder das bei Raubkatzen auftretende auf und ab laufen sind weitreichend bekannte Beispiele.
Eine entscheidende Rolle spielt dabei die mangelnde kognitive und sensorische Stimulation, sowie die fehlende Möglichkeit, dem arttypischen Verhalten nachzugehen. Ein weiterer bedeutender Auslöser sind zudem feste Fütterungszeiten.
Da sich besonders Zoos häufig mit diesem Problem konfrontiert sehen, hat sich das Team auf diesen Nutzungsbereich festgelegt. Ziel des Projektes stellt die Dokumentation und präventive Vorbeugung von stereotypischem Verhalten bei Raubtieren, insbesondere dem Fossa, dar.
Ein im Tiergehege installiertes System aus Lockstationen ermöglicht es, die Jagd auf einen Vogel oder ein anderes Beutetier zu simuliert. Eine der drahtlos verbundenen Stationen gibt dazu über einen Lautsprecher ein arttypisches Geräusch des Beutetiers wieder. Lässt sich das Raubtier auf die Jagd ein und pirscht sich an die Lockstation heran, registriert diese die Näherung und das Geräusch verstummt. Allerdings nur, um sogleich aus einer anderen Ecke, von einer anderen Lockstation wieder zu ertönen. So beginnt eine Verfolgungsjagd kreuz und quer durch das Gehege des Tieres.
Eine solche Jagd kann zufallsgesteuert zu jeder Tages- oder Nachtzeit ausgelöst werden. Ist das Raubtier schnell genug hinter seiner Beute her, zahlt sich schließlich die aufgebrachte Mühe in Form einer Fütterung aus. Dafür fällt aus einem Fütterungsautomaten ein Stück Fleisch heraus.
Über ein Interface können die Tierpfleger verschiedene Parameter der Jagd anpassen, sowie die Nutzung überwachen und steuern.
Derzeit gibt es keine kommerziell erwerbliche Methode, um stereotypisches Verhalten zu dokumentieren. Da eine solche Analyse jedoch wertvolle Rückschlüsse über das mentale Wohlbefinden des Tieres und den Nutzen der eingebrachten Spielmöglichkeiten geben kann, protokollieren Mitarbeiter im Zoo meist handschriftlich die Aktivität der Tiere. Dies macht eine Datenerhebung und damit eine Bewertung über lange Zeiträume so gut wie unmöglich.
Als Lösung dafür hat das Team am Gehegerand eine Kamera angebracht, welche die präferierten Pacing Strecken des Tieres aufzeichnet. Ein Algorithmus wertet stündlich die Bewegungen aus und generiert eine Heatmap, welche Rückschlüsse auf die Dauer, den Zeitpunkt und die Häufigkeit des Pacings ziehen lässt. Somit ist nun auch eine langfristige Beobachtung und bessere Analyse möglich.
Stereotypisches Pacing
Automatisierte Auswertung des Bewegungsverlaufs
Im Rahmen der Projektarbeit hat sich eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Zoo Frankfurt und dem Team der Hochschule ergeben. Das Team ist sehr dankbar, dass es auf die langjährige Erfahrung und das weitreichenden Fachwissen der Mitarbeiter in der wissenschaftlichen Abteilung des Zoos zurückgreifen konnte. Dies hat die Arbeit und die Ergebnisse des Projekts maßgeblich beeinflusst.
Besonderer Dank gilt an dieser Stelle Johannes Köhler, dem zuständigen Kurator, Regina Brinkmann, Nicolas Brüning, Nina Höttges, sowie der Revierleitung Anni Fuchs, die sich tagtäglich für eine artgerechte Haltung der Tiere einsetzen.