Gestensteuerung für eine nutzerfreundliche Selbstanpassung binauraler Hörgeräte.
Ein Bachelorprojekt von Christopher Brembach
7. Semester, 2020
Betreut durch: Prof. Andrea Krajewski und Garrit Schaap
Interactive Media Design
Was ist Percy?
Percy ist ein interaktiver Ring für Hörgerätetragende eines binauralen Hörgeräts. Er ermöglicht durch Gestensteuerung eine bessere Integrität des Hörgeräts im Alltag, bietet individuelle Reaktionsmöglichkeiten auf wechselnde Hörumgebungen, verbessert den Hör-Fokus und senkt infolgedessen die Höranstrengung.
Der Ring ist eine Ergänzung zum Hörgerät, über den mithilfe von Gesten individuelle Anpassungen vorgenommen werden können. Percy soll eine Alternative darstellen, zur manuelle Anpassung und der Hörgeräteanpassung über eine App. Es soll dazu führen, das Hörgerätetragende zufriedener sind und das binaurale Hörgerät besser in den Alltag integriert werden kann.
Die Hörgeräteversorgung
Um die Hörfähigkeit zu verbessern, werden bei Menschen mit einer Schwerhörigkeit Hörgeräte eingesetzt. Hörgeräte sollen den physiologischen Nachteil, der durch die mangelnde Hörfähigkeit des Gehörapparats entsteht, ausgleichen. Ein Hörgerät gleicht den physiologischen Nachteil aus, indem es Geräusche empfängt, analysiert, filtert und schließlich bereinigt und verstärkt über einen Lautsprecher wieder ausgibt. Als Leitsymptom einer Schwerhörigkeit gilt, nicht nur im fortgeschrittenen Alter, eine Kommunikationsstörung aufgrund des reduzierten Sprachverstehens. Eine erfolgreiche Hörgeräteversorgung ist somit notwendig, um die Kommunikationskompetenz und Lebensqualität zu verbessern.
„Du sitzt dann in der Gruppe, in einer Runde, in der Familie, und Bahnhof, ich hab nicht gewusst was die alles erzählen. Und dann das hat sich verstärkt mit der Zeit“
Die Hörgeräteanpasssung
Einerseits ist es wichtig, dass die Hörgeräteakustikerin einen Mittelweg zwischen subjektiven Empfindungen und objektiven Messungen findet, um das Hörgerät an möglichst alle Eventualitäten im Alltag anzupassen. Andererseits spielt die manuelle oder durch Apps gesteuerte individuelle Einstellung des Trägers eine ebenfalls bedeutende Rolle, da das Hörgerät hierbei situationsbedingt durch die persönlichen Bedürfnisse und die wechselnde Hörumgebung nachjustiert wird. Wichtig sind dabei vor allem die Fokusrichtung und die Lautstärke.
„Die Feineinstellung macht das aus, dass der Hörgeräteträger sein Hörgerät gerne trägt“
Hörumgebungen und Gestensteuerung
Um mit dem Hörgerät eine bessere Integrität und Akzeptanz im Alltag zu gewährleisten, müssen primär sechs Hörumgebungen, durch Gesten, mit dem Percy Ring abgedeckt werden.
1. Alle Umgebungsgeräusche hören
Alle Umgebungsgeräusche/-signale weiterzuleiten, ist der Grundzustand des Hörgeräts. Dabei werden die eintreffenden Signale mithilfe von Wellenanalysen verarbeitet, die jeweiligen Hörumgebungen erkannt und die vorher vom Hörgeräteakustiker festgelegten Einstellungen abgerufen.
2. In einem Gespräch gezielt einzelne Personen hören
Um in schwierigen Situationen gezielt Einzelgespräche oder einzelne Personen hören zu können, muss der Hörbereich des binauralen Hörgeräts auf eine bestimmte Person fokussiert werden können. Dies geschieht dadurch, dass das Hörgerät einzelne Sprecher intelligent anhand ihrer Stimme erkennen und differenzieren kann. Der Hörgerätetragende kann dann einen bestimmten Gesprächspartner dauerhaft in den Fokus setzen. Mögliche störende Geräuschquellen werden gedämpft und die Sprache hervorgehoben.
3. An Gruppengesprächen teilnehmen und einzelne Personen/die Gruppe verstehen
Gruppengespräche stellen eine größere Herausforderung dar, denn hier muss der Fokus auf einzelnen Sprechern, aber auch auf der gesamten Gesprächsgruppe liegen. Die Sprecherstimmen sollten fokussiert und Hintergrundgeräusche sowie störende Umgebungsgeräusche leicht gedämpft werden. Um dies zu gewährleisten, wird der jeweilige Blickkontakt zum Gesprächspartner genutzt. Der Fokusbereich des Hörgeräts wird enger gefasst und liegt dort, wo die hörgerätetragende Person hinschaut. Alle anderen beteiligten Sprecherstimmen werden prozentual leiser, aber trotzdem hörbar. Somit ist eine barrierefreie Kommunikation möglich.
4. Die Möglichkeit haben, die Lautstärke individuell nach Tagesform anzupassen
Je nach guter oder schlechter Tagesform ist der/die Hörgerätetragende darauf angewiesen, das Hörgerät herunterregeln zu können. Es ist wichtig, dass auf unerwartete Hörumgebungen und persönliche Bedürfnisse mit eigenen Feineinstellungen eingegangen werden kann. So kann beispielsweise die Lautstärke der ausgegebenen Signale verändert und das Hörgerät an wechselnde Tagesformen des Hörgerätetragenden angepasst werden.
5. Einen gezielten Fokusbereich setzen
Ebenso wie die Lautstärkenregulierung dienen Veränderungen am Fokusbereich dazu, das Hörgerät selbst an unerwartete Umgebungen und persönliche Bedürfnisse anpassen zu können. Hierbei kann der Fokusbereich nach vorne oder nach hinten verlagert werden, um die gesamte Hörumgebung wahrzunehmen oder störende Hintergrundgeräusche auszublenden.
6. Störende Umgebungsgeräusche gezielt reduzieren können
Das Hörgerät besitzt Automatiken, die in der Lage sind, wechselnde Hörumgebungen zu erkennen. Es werden (je nach wechselnder Situation) verschiedene, vom Hörgeräteakustiker festgelegte Voreinstellungen abgerufen. Insgesamt können vier Voreinstellungen gewählt werden. Diese orientieren sich an aktuellen Hörgerätemodellen und unterstützen automatisiert im Alltag. Der Hörgerätetragende kann durch die Feineinstellung beim Hörgeräteakustiker oder persönliche Anpassungen der Lautstärke oder des Fokusbereichs im Alltag Einfluss nehmen.