Eine Community zum Erarbeiten von Projekten sowie dem Diskurs und Austausch zum Thema Auswirkungen von sozialen Medien auf die Qualitäten von Freundschaft.
Ein Studienprojekt von Elina Faber und Domenika Tomasovic
7. Semester, 2020
Betreuende Professorin: Prof. Andrea Krajewski
Interactive Media Design
Loneliness
Soziale Medien verbinden uns über verschiedenste Orte und zu jeder Zeit miteinander. Sie bieten ein enormes Potenzial Bekanntschaften zu schließen und mit einer großen Anzahl von Menschen in Verbindung zu bleiben. Allein sein muss demnach niemand mehr. Loneliness, beziehungsweise Einsamkeit, ist allerdings nicht gleichzusetzen mit dem Alleinsein. Menschen können vermeintlich verbunden, in Wahrheit jedoch einsam sein. Es kann an Bezug, tiefgründigen Bindungen, Zugehörigkeit und wahren Freundschaften fehlen. Menschen müssen heutzutage überlegen, wie und in wen sie ihre Zeit investieren, welche Freundschaften sie pflegen und welche Kontakte nur zu Überforderung führen oder gar enge Freundschaften leiden lassen.
„[…] think of relationship work as just another form of exercise that we do to keep healthy (Nelson, 2016, S. 19).“
Freundschaft
Denn Freundschaft ist nicht gleich Freundschaft. Um nicht einsam zu sein braucht es wahre Freunde. Menschen bei denen man sein kann, wer man ist, mit denen man positive Momente erlebt und sich trotzdem auch von seiner schwachen Seite zeigen kann. Enge Freundschaften brauchen Zeit und Pflege. Der Ansatz von Shasta Nelson, der Autorin von Frientimacy (2016), beschreibt eine Qualitätspyramide. Nelson ist der Meinung, dass Menschen keine neuen Freundschaften brauchen, sondern die, die sie schon haben, intensivieren müssen.
Die Grundlage aller Freundschaften sind, laut Nelson, gemeinsame positive Erlebnisse (Positivity). Zwei weitere Faktoren bestimmen, wie intensiv die Freundschaft ist: die Beständigkeit (Consistency) und die Verletzlichkeit (Vulnerability). Diese drei Teilaspekte wurden in der vorliegenden Arbeit als Qualitätsfaktoren betrachtet.
Unsere Intention
Unsere Intention ist es, zu erforschen, wie soziale Medien diese Qualitätsfaktoren steigern können und damit die Pflege von Freundschaften begünstigen. Daher haben wir uns mit Erfolgsfaktoren für gesellschaftliches Interaktionsdesign beschäftigt und durch die Konzeption eines interaktiven Mediums getestet, ob der Grundgedanken des Sozialen, laut unserer Definition, damit belebt werden kann. Bei all den bestehenden Definitionen des Begriffes Sozial, haben wir uns auf die direkte zwischenmenschliche Interaktion (zwischen Freunden) spezialisiert. Sozial definieren wir demnach als eine hohe Qualität dieser zwischenmenschlichen Interaktion.
„Soziale“ Medien kommen mit vielen Vorteilen, jedoch ist ein Stückchen des sozialen Grundgedankens auf dem Weg verloren gegangen. Wir möchten die aktuellen Vorteile wertschätzen und an den Herausforderungen arbeiten.
„Social Media is not going away so the best thing we can do is start figuring out how to make it work for us (S. Nelson, persönliche Kommunikation, 08. Juli 2020).“
Wir möchten soziale Medien nicht alleine infrage stellen, sondern mit euch allen gemeinsam darüber nachdenken, sprechen und etwas verändern. Daher haben wir resocial gegründet. Resocial ist eine Community, die enge Zusammenarbeit und Verbindung zwischen Experten/Expertinnen, Designer/innen, Entwickler/innen, Psychologen/Psychologinnen und Interessierte aus anderen Bereichen herzustellen soll. Sie stellt einen Mehrwert dar, indem sie den Mitglieder/innen ermöglicht, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten miteinander zu teilen. Insbesondere der Austausch von Meinungen und konstruktivem Feedback soll in der Community eine wichtige Rolle spielen.
Kommentarfunktion
Um das zu gewährleisten lag der Fokus auf einer passenden Kommentarfunktion, die es ermöglicht, über die Projekten und untereinander bestmöglich zu diskutieren und einen Austausch anzuregen. Über die Kommentarfunktion an der Seite sowie unterhalb von Texten können die Nutzenden über die Projekte sprechen. Die Kommentarfunktion befindet sich an der rechten Seite, gleich neben den Texten. So sind Fragen direkt zugehörig zu dem Absatz, bei dem sie aufgetreten sind. Das vereinfacht die Diskussionen, da mehr Übersicht entsteht.
Inspirieren, Zusammenarbeiten und gemeinsam Testen! Die Community soll in jeder Phase des Projekts unterstützen und helfen mehr Menschen zu erreichen, mit ihnen zu sprechen und gemeinsam zu zeigen, wie wichtig das vorliegende Thema ist. Denn jeder hat und braucht Freundschaften. Daher sollten wir uns auch in sozialen Medien um die Qualitäten dieser bemühen.
Ganz einfach lassen sich dafür eigene Projekte auf dem Projekt Dashboard kreieren und zur Revision freigeben.
Mit Labels kannst du zeigen, in welcher Phase dein Projekt ist und Unterstützung suchen, falls du zum Beispiel Tester/innen, Designer/innen oder einfach mal ein offenes Feedback braucht.
Das Team bediente sich während dem Projekt der Methode des Discursive Designsprozesses. Während der normale Designprozess sehr lösungs- und umsetzungsorientiert ist, ist der Discursive Prozess auf die künstlerische und diskursive Transportierung einer bestimmten Botschaft fokussiert.
Das Team traf die Entscheidung, die beiden Methoden miteinander zu verbinden. So wird nicht nur eine Diskussion gestartet und für Aufmerksamkeit gesorgt, sondern auch ein erster Lösungsansatz geboten. In der Community, die eine Plattform für den Diskurs darstellen soll, findet sich als beispielhaftes Projekt der Mindful Mode. Damit soll gezeigt werden, wie eine Projektseite auf der Community aussehen und genutzt werden kann. Zudem hat das Team mit Hilfe dieses Fallbeispiels erste Tests zur Erforschung der Erfolgsfaktoren durchgeführt.
Da Instagram aktuell noch über keinen ephemeren Chat verfügt, ist die Idee, in den Chat einen Mindful Mode zu integrieren, der für die Zeit in der er aktiviert ist, den Chat von persistent zu ephemere ändert, also von bleibenden Nachrichten zu verschwindenden. Voraussetzung für den Mindful Mode ist, dass die beiden Chatpartner/innen gleichzeitig online sind und dem Modus beitreten. Der Vorteil dieser synchronen Kommunikation ist, dass sich beide zur selben Zeit aktiv auf die Interaktion einlassen und dadurch ein schneller Inhaltsaustausch gefördert wird.
Wenn der Mindful Mode von einer der beiden Personen verlassen wird, verschwindet damit auch der Gesprächsverlauf. Das bedeutet, dass beide Personen synchron und ohne Unterbrechung kommunizieren und damit rechnen können, dass der/die Kommunikationspartner/in achtsam und aufmerksam an der Interaktion teilnimmt.
„[…] vulnerability is a willingness to be touched or moved by others, to allow their lives to intertwine with ours – with all the attendant emotions of joy and positivity, pain and suffering as that implies. Vulnerability is anything that makes us feel we put ourselves ‘out there’, as well as anything that ‘lets them in’ (Nelson, S. 39).“
Wir senden eine Anfrage hinaus ‘out there’ und lassen jemanden in den Chat hinein ‘let them in’. Der erste Schritt zu einer sicheren Umgebung, in der die Nutzenden sich gesehen und gehört fühlen, sich mitteilen und tiefgründige Gespräche führen können.
Der Mindful Mode bietet wahrhaft soziale Interaktion für all diejenigen, die einen Augenblick mit besonderen Personen teilen wollen. Man investiert bewusst Zeit und Aufwand, was in Folge dessen die Freundschaft stärken soll.