Unterstützt die frühkindliche Bildung von Medienkompetenzen Kinder beim Heranwachsen?
Eine Forschungsarbeit von Anna Antony
7. Semester, 2022
Betreut durch Prof. Andrea Krajewski und Prof. Tsunemitsu Tanaka
Interactive Media Design
Die Digitalisierung verändert die Lebenswelten von nahezu allen Menschen. Dies betrifft nicht nur die Berufs- und Arbeitswelt, auch Bildungsinstitutionen wie Schulen und Kindertagesstätten sind vom digitalen Wandel betroffen. Viele Kinder wachsen mit digitalen Medien und Geräten auf und sehen diese als selbstverständliche Bestandteile ihres Lebens an, weswegen ein kompetenter Umgang mit diesen nötig ist. Fähigkeiten wie kritisches Denken oder die Auseinandersetzung mit einem bewussten Medien-Umgang ist
für Erwachsene eher verständlich als für Kinder. Um im späteren Leben, sowie im Beruf bewusst mit Medien umgehen zu können, ist es wichtig, einen kritischen und reflektierten Medienkonsum zu lehren, sowie einen kreativen und konstruktiven Umgang mit Medien zu vermitteln. Deswegen war es das Ziel meiner Forschungsarbeit für das Bachelor-Modul herauszufinden, ob sich eine frühkindliche Bildung von Medienkompetenzen positiv auf das Heranwachsen von Kindern auswirkt.
Was ist Medienkompetenz?
Zurückzuführen ist der Begriff der Medienkompetenz auf den Erziehungswissenschaftler und Hochschullehrer Dieter Baacke, der die Bezeichnung bereits in den 1970er-Jahren in einer Veröffentlichung thematisiert hatte. Das Thema gewann jedoch erst im Zuge der Digitalisierung massiv an Bedeutung. Medienkompetenz beschreibt die Fähigkeit einer Person, verantwortungsvoll mit Medien umzugehen und den eigenen Bedürfnissen und Zwecken entsprechend sinnvoll zu nutzen. Es genügt nicht länger, die unzähligen Medienangebote lediglich zu konsumieren. Für eine gelingende Kommunikation und Teilhabe an der Digitalisierung braucht es einen kritischen und gewinnbringenden Umgang mit den Medien. Während meiner Recherche ist mir aufgefallen, dass
Medienkompetenz häufig mit der Beherrschung einer informatischen Kompetenz, wie zum Beispiel Grundlagen von Programmiersprachen zu erlernen, gleichgesetzt wird. Auch wird im Zusammenhang mit Medienkompetenz oft nur die Frage in den Vordergrund gestellt, ab wann Kinder ein Smartphone oder ähnliches bekommen sollen. Dies sind zwar wichtige Teilaspekte, allerdings umfasst Medienkompetenz viel mehr als das. Um die Kompetenzbereiche genauer definieren zu können, hatte ich mir mehrere Frameworks angeschaut. Dazu gehören das Digital Competence Framework for Citizens, DQ Framework und das Digital Citizenship Education Handbook. Meine Schlussfolgerung daraus sieht folgendermaßen aus:
Digitale Medien in Familien
Wie aus den KIM– und miniKIM-Studien des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest hervorgeht, wachsen Kinder heutzutage in Haushalten mit einem sehr breiten Repertoire an Mediengeräten auf. In praktisch allen Familien gibt es Zugang zum Internet, mindestens ein Handy/Smartphone sowie ein Fernsehgerät. Neun von zehn Haushalten verfügen über einen Laptop/PC. Dies zeigt, dass der Einsatz von Medien in den Familien in zahlreichen Lebensbereichen stattfindet: Unterhaltung, Entspannung und Freizeitgestaltung ebenso wie Lernen, Arbeiten und Kreativität oder Alltagsorganisation und Beziehungsleben, sowie
Gesellungsformen im engen und weiteren Familienkreis. Dadurch, dass es auf die jeweiligen Schulen ankommt, inwiefern sie Medienkompetenz vermitteln und in Kindertagesstätten der Einsatz von Medien noch stark diskutiert ist, gibt es für mich aktuell keine klare, einheitliche Antwort wo, ab wann und inwiefern Kinder Medienkompetenzen erlernen. Im Prozess des Medienkompetenz Erlernens gibt es jedoch eine immer vorhande Partei und zwar die Eltern. Diese sind die wichtigsten Vorbilder für ihre Kinder. Wie Eltern in Bezug auf Medien erzieherisch handeln, gibt damit den Rahmen vor, wie und welche sich Kinder Medien aneignen können.
Entwicklungsphase frühe Kindheit
Im Kindergarten befinden sich Kinder in der sogenannten frühen Kindheit. Dieser Begriff kommt aus der Entwicklungspsychologie, welche sich mit verschiedenen Altersabschnitten im Leben beschäftigt. So verbessert sich in dem Alter zum Beispiel die Koordination zwischen Fingern und Händen, der Wortschatz erweitert sich und die spielerische Auseinandersetzung mit der Umwelt rückt in den Vordergrund, sowie Interaktionen mit Gleichaltrigen. Außerdem beherrschen sie die Umgangssprache und können nicht nur ihre Anliegen und Wünsche artikulieren, sondern auch einfache Situationen und Sachverhalte zutreffend sprachlich umschreiben.
Kinder diesen Alters wollen lernen, ausprobieren und experimentieren und sind von sich aus neugierig und wissbegierig. Heutzutage geht die Pädagogik davon aus, dass ein Kind alles in sich trägt, was es zum Lernen braucht. Erziehende rücken in die Rolle eines Lernbegleitenden, der bei den Fähigkeiten des Kindes ansetzt, wie zum Beispiel die Neugier und das Interesse der Kinder zu lernen. Ebenso die Fähigkeit, sich Wissen anzueignen und neue Erfahrungen zu machen. Dazu gehört auch, dass ein Kind lernt, Probleme zu lösen, mit anderen Kindern zusammen etwas anzupacken und sich mit ihnen auszutauschen.
Schlussfolgerung
Aufgrund des noch nicht ausgeprägten Entwicklungsstand in der frühen Kindheit, ist es für Kinder nicht möglich, sich mit allen Bereichen der Medienkompetenz kritisch auseinandersetzen zu können. Jedoch lassen sich Grundbausteine legen, um das Wissen mit zunehmendem Alter weiter ausbauen zu können. Eine frühe Näherung zu der Thematik kann dazu führen, dass die Medienkompetenz mit fortschreitendem Alter besser erlernt werden kann. Sie sind entscheidend dafür, um an der heutigen Gesellschaft teilzuhaben. Diese Fähigkeiten entwickeln sich aber erst im Laufe der individuellen Entwicklung und abhängig vom sozialen Umfeld. Deshalb ist es
sinnvoll, bereits ab der frühen Kindheit bestimmte Fähigkeiten und Kenntnisse zu vermitteln. Nach meiner Recherche ziehe ich die Schlussfolgerung, dass es sich bei einem weiterführenden Projekt eignen würde, sich auf einen Kompetenzbereich einzugrenzen. Hier denke ich, dass sozial-emotionale Kompetenzen ein gutes Beispiel wären. Zu diesen Kompetenzen gehört zum Beispiel Kontakte aufnehmen, andere integrieren, Probleme miteinander lösen und Ideen gemeinsam entwickeln. Im Kindergarten sind Kinder zum ersten Mal bewusst unter vielen Gleichaltrigen und sammeln erste bedeutsame sozial-emotionale Erfahrungen.
Weiterführende Links
DePerspektiven: Digitale Kompetenz zur Erlangung von digitaler Souveränität